Nicht erst in 15 Jahren hat sich die Innenstadt grundlegend verändert. Der Onlinehandel hat der überwiegenden Zahl der Geschäfte in der Altstadt den Todesstoß versetzt. Auch die älteren Menschen haben spätestens in der Corona-Quarantäne gelernt, daß sie alles im Internet bestellen können, dazu bequemer und im Regelfall deutlich billiger. Aus Umweltschutzgründen ist dies ebenso sinnvoll wie begrüßenswert. Jeder Kleintransporter, der am Tag 150 Pakete ausliefert, verhindert 150 die Luft verpestende und lärmende Autos in der Innenstadt. Als Nebeneffekt steigt noch dazu die Sicherheit für unsere umweltbewußten Radfahrer.
Auch die Regensburger Traditionsgasthäuser verlieren an Zugkraft. Die Gäste von heute werden in 10 Jahren bestimmt nicht mehr kommen (können). Und die Jugend wird man mit überladenen Tellern zu überzogenen Preisen sicherlich nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Das verringerte Verkehrsaufkommen kann somit eine Komplettsperrung des Altstadtkerns problemlos ermöglichen. Ausnahmen sind konsequent auf Rettungsfahrzeuge, Polizei, Taxis und den „Emil“ zu beschränken.
Durch den absehbaren Strukturwandel werden Regensburgs Gewerbesteuereinnahmen weiter einbrechen. (Und schon heute scheinen die Mittel für eine ordnungsgemäße Instandhaltung der Straßen ja nicht mehr auszureichen: Fahren Sie einfach mal mit Ihrem Auto durch die südlichen Stadtteile, da schüttelt es Ihnen die Plomben aus den Zähnen.)
Eine probate Lösung zur Hebung der Finanzkraft und zur weiteren erforderlichen Eindämmung des Individualverkehrs ist die zwingende Einführung eines Road-Pricings, in Deutschland glaube ich eher unter dem Begriff Citymaut bekannt. Dieses Modell, das sich in den nördlichen EU-Staaten und auch in England bereits bestens bewährt hat, spült Geld in die Stadtkasse, schafft bei intelligenter Konzeption Arbeitsplätze und senkt nicht zuletzt nochmals die Schadstoffbelastung, nachdem die Umweltzonen wohl keine meßbaren Verbesserungen gebracht haben.
Folglich wird ein gebührenpflichtiger, großzügiger Ring um die gänzlich autofreie Altstadt ausgewiesen. 10,- Euro pro Tag sind unter Berücksichtigung der jetzt anziehenden Inflation sicher nicht zu viel; eventuell werden kleinere Rabatte für Anwohner und Elektrofahrzeuge vorgesehen. Begleitend sind die Parkgebühren deutlich nach oben zu korrigieren, selbst wenn das die Situation der Geschäfte nicht gerade verbessern dürfte. Autofahren wird endlich wieder zum Luxusgut werden.
Die kommende grün-orientierte Bundesregierung wird Hindernisse auf dem Weg zu einer menschenfreundlichen und vernünftigen kommunalen Verkehrspolitik sicherlich aus dem Weg räumen.
Noch ein kleiner Tipp am Rande: Schauen Sie mal in Ihr Grundgesetz, Sie werden dort das vielzitierte und aus der Zeit gefallene „Freie Fahrt für freie Bürger“ nirgends finden.